ADHS in der Schule - Wie ein Schulstart mit überaktiven Kindern gut gelingt

Es wird geschätzt, dass zwischen zwei und sechs Prozent aller Kinder an ADHS erkrankt sind. ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung. Die markanten Kennzeichen dieser Störung sind extreme Unruhe, Aufmerksamkeitsschwächen und überschießende Impulsivität. Diese Symptome treten meist schon bei Kleinkindern auf, wobei Buben häufiger betroffen sind als Mädchen.

Man geht heute davon aus, dass die Ursache für ADHS eine gestörte Signalübermittlung im Gehirn ist. Die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin sind wichtig für Aufmerksamkeit, Motivation und Antrieb. Diese Botenstoffe übertragen die Information bei ADHS-Betroffenen zwischen den Gehirnzellen nur eingeschränkt. Dadurch dringen die Informationen ungefiltert in das Gehirn. Kinder können sich nur schwer motivieren und konzentrieren, der Erfahrungsabgleich mit neuen eingehenden Informationen fällt schwer, genauso wie die vorausschauende Planung von Handlungen.

Nun kann man sich vorstellen, dass der Schulalltag für ein Kind mit ADHS und deren Eltern und Lehrer eine besondere Herausforderung wird. ADHS macht sich in der Schule folgendermaßen bemerkbar:

  • Kinder mit ADHS beteiligen sich nur wenig am Unterricht, fallen störend auf und beanspruchen damit stark die Aufmerksamkeit der Lehrer.
  • Sie wissen oft nicht wie sie eine gestellte Aufgabe lösen können und fangen deshalb damit erst gar nicht an.
  • Sie machen viele Fehler, weil sie zu impulsiv und rasch vorgehen.
  • Sie können wichtige von unwichtigen Dingen nur schwer unterscheiden und kommen deshalb bei einer gestellten Aufgabe nur schwer zum Ziel.
  • Sie müssen ihre Gedanken sofort mitteilen und stören so oft den Unterricht.
  • Sie sind immer in Bewegung und oft auch bewegungsungeschickt.
  • Sie dosieren unpassend ihre motorischen Kräfte, die Stimme, die Empfindungen und das Engagement.
  • Sie sind impulsiv und explosiv, sensibel und verschlossen, distanzlos und liebesheischend.

Der Unterricht gestaltet sich also schwierig, und es bedarf eines großen pädagogischen Geschicks um die Entwicklungschancen der Kinder mit ADHS zu wahren. Wenn Lehrer und Eltern jedoch einige Regeln einhalten, kann auch der Schulstart mit einem überaktiven Kind gut gelingen.

ADHS-Kinder sollen in der Schule einen Platz in der Nähe des Lehrers bekommen. Bei der Platzwahl müssen Beeinträchtigungen in visueller und akustischer Hinsicht berücksichtigt werden. Die Unterrichtsmaterialien sollen schon am Beginn der Stunde geordnet am Tisch liegen. Die Schüler benötigen einen klaren Überblick über den Ablauf der Unterrichtsstunde.

Nachdem ADHS-Kinder rasch ermüden, sollen Lehrer ihnen die Chance geben, am Beginn der Unterrichtsstunde zu Wort zu kommen, denn da ist die Konzentration noch hoch. Kleine Bewegungspausen müssen auch während dem Unterricht möglich gemacht werden, und in der Pause oder im Turnunterricht sollen die Kinder die Möglichkeit bekommen, sich komplett zu verausgaben und auszutoben.

Von den Lehrern wird vor allem Geduld abverlangt. Arbeitsanweisungen müssen immer wieder wiederholt werden. Neue Informationen sollen so anschaulich wie möglich dem Kind näher gebracht werden. Kindern hilft es, wenn sie ein Diktat in Form eines Lückentextes bekommen, wenn sie nur die falsch geschriebenen Wörter korrigieren müssen, und wenn sie sich beim Kopfrechnen Teilergebnisse notieren dürfen. Geben Sie als Lehrer den Kindern bei gewünschten Antworten Zeit und Hilfestellung, und setzen Sie dabei immer direkten Blick- und Körperkontakt ein.

Für ADHS-Kinder ist eine Rückmeldung über erledigte Aufgaben besonders wichtig. Loben Sie das Kind sofort, wenn es sich positiv verhält oder eine Aufgabe gut löst. Es hilft den Kindern, wenn sie das Wohlwollen des Lehrers spüren. Signalisieren Sie als Lehrer, dass sie die Schwierigkeiten des Kindes kennen und es unterstützen wollen. Und vielleicht gibt es ja eine Sache für die das Kind „Experte“ vor der Klasse sein darf.

Die Eltern planen zu Hause gemeinsam mit Ihrem Kind den Tagesablauf beziehungsweise die gesamte Woche. Kinder mit ADHS brauchen klare Strukturen und erlangen durch feste Rituale Sicherheit. Die Hausaufgaben sollen immer zu einer festen Zeit an einem eigenen, aufgeräumten und ruhigen Arbeitsplatz erledigt werden. Da sich die Kinder nicht über längere Zeit gut konzentrieren können, bietet es sich an, die Aufgabe in kleinere Einheiten zu untergliedern und dazwischen kleine Pausen zu machen. Vielen Kindern ist geholfen, wenn man mit leichten Aufgaben beginnt, dann die schwierigeren erledigt und wieder mit leichten Aufgaben die Hausübung beendet.

Versuchen Sie Ihrem Kind liebevoll und motivierend gegenüber zu treten, auch wenn nicht alles perfekt im Hausaufgabenheft aussieht. Loben Sie das Kind auch für die Bereitschaft sich zu bemühen, und übertragen Sie ihm Aufgaben, von denen Sie sicher sind, dass es diese gut ausführen kann. Das stärkt das oft sehr angeschlagene Selbstbewusstsein.

Wichtig ist, dass sich Eltern und Lehrer über eine einheitliche Vorgehensweise einigen, denn nur so kann eine dauerhafte Verhaltensänderung bei ADHS-Kindern erzielt werden.