Wenn die Flamme erlischt

 Zögerlich aber unaufhaltsam schwappt ein Thema in die Medien, das die dunkle Seite der Leistungsgesellschaft illustriert wie kaum ein anderes: Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld bekennt sich öffentlich zu seinem Zusammenbruch, Ausnahme-Sportler Sven Hannawald stürzt in den psychischen Abgrund, in Help-TV erzählen Mütter über ihr Leben scharf am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Grenzgänger. Burnout, der seelische Infarkt mit dem modischen Namen, scheint wie ein Damoklesschwer über jenen zu schweben, die ganz besonders engagiert durchs Arbeitsleben schreiten. Gerade über jenen, die sich verausgaben für andere, die für ihren Job leben – also all jene, die ein Verhaltensmuster an den Tag legen, das zynischerweise gesellschaftlich nicht nur toleriert, sondern höchst honoriert wird.

Zunächst mal: Für etwas zu brennen ist eine durchaus hehre Angelegenheit, und im Begriff „Burnout“ steckt ja immer noch die lodernde Flamme. Kritisch wird’s dann, wenn wir unsere Lebenskerze an beiden Enden anzünden, das System zu kippen, das Feuer unsere Lebensenergie zu ersticken droht. Ein schleichender Prozess, den die Neurologin Dr. Brigitte Abuja in all seinen Facetten kennt. Abuja, Oberärztin auf der Neurologie am LKH Villach, ist ausgebildete Verhaltenstherapeutin, betreibt eine Privatordination in Klagenfurt und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Burnout-Syndrom.

Warnsignale. Die ersten Anzeichen, sagt Abuja, sind wenig spezifisch und werden nur selten einem beginnenden Burnout zugeordnet: Müdigkeit, Reizbarkeit, Abgespanntheit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Verspannungssyndrome, vegetative Überreaktionen wie vermehrtes Schwitzen oder Herzklopfen. Gelingt es dem Betroffenen, die Reaktionen seines Körpers einzuordnen und achtet er verstärkt darauf, ausreichend Ressourcen zur Verfügung zu haben, ist alles in Ordnung - und die Symptomatik jederzeit reversibel.
Wer jedoch über einen längeren Zeitraum, über Wochen und Monate, konsequent alle Warnsignale missachtet, setzt einen gnadenlosen Mechanismus in Gang, der im schlimmsten Fall in einer klinischen Depression mündet, die einen stationären Aufenthalt in einer Klinik erfordert. Burnout ist also nicht nur eine temporäre Erschöpfung oder Überarbeitung, die „eh gleich wieder vergeht“: Burnout ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die den Betroffenen vollständig aus seiner Umlaufbahn zu katapultieren vermag.

10 Tipps zur Burnout-Prävention:

1. Simplify your Life. Was ist mir wirklich wichtig? Trennen Sie sich von Unwichtigem. Grenzen Sie sich ab.
2. Work/Life-Balance. Vergessen Sie nicht auf Familie, Freunde und Hobbies.
3. Zeit ist Welt. Nehmen Sie sich nicht nur für andere Zeit, sondern auch für sich selbst.
4. Da bewegt sich was. Laufen, Radfahren, Schwimmen oder anderer Sport bringt eine gesunde Distanz zur Arbeit.
5. Tut einfach gut. Regelmäßiger Schlaf, ausgewogenes Essen, nicht rauchen, wenig Alkohol.
6. Werfen Sie ein Auge auf sich. Wer über Wochen abends nicht abschalten kann, sollte sich gewarnt fühlen. Nach den Ursachen forschen!
7. Erhöhte Aufmerksamkeit. Wenn sich im Leben was ändert. Damit aus Erwartungen keine Fallen werden.
8. Gezielt. Die eigenen Ziele immer wieder analysieren. Sind sie noch aktuell?
9. Perfektionismus, ade! Meine Bedürfnisse sind mindestens ebenso wichtig wie die der anderen.
10. Stress lass nach. Belastungen entweder als Herausforderung annehmen oder ihnen aus dem Weg gehen. Auch mal nein sagen.